Hilfen & Leistungen

Dieser Bereich meiner Seite liegt mir persönlich sehr am Herzen. Es gab eine Zeit, da hatte ich das Gefühl, dass es für Menschen mit einer Angststörung kaum Hilfen gibt, abgesehen von Therapien. Vielleicht ist es ein bisschen naiv, aber ich gestalte diese Seite in der Hoffnung, dass Menschen, die in eine ähnliche Situation geraten wie ich, hier einen guten Ratgeber finden.

Ärztliche und therapeutische hilfen

Psychiater, Psychologen und PsychoTherapeuten

Psychiater

Psychiater sind die Fachärzte für alles was mit psychischen Problemen zu tun hat. Sie stellen in erster Linie Diagnosen und bemühen sich darum, die richtige Medikation zu finden, um dem Patienten eine Stütze zu bieten. Eine Therapie bieten Psychiater in der Regel nicht an, denn das würde einfach den zeitlichen Rahmen sprengen. Trotz allem bekommt man dort aus medizinischer Sicht jede Frage beantwortet und hat einen guten Ansprechpartner für weitere Schritte. Psychiater kümmern sich auch darum, eine geeignete Klinik zu finden, wenn der Wunsch nach einem stationären Aufenthalt in einer Klinik besteht. Ansonsten ist natürlich auch die Vermittlung zu einem geeigneten Psychotherapeuten möglich.

 

Aus meiner heutigen Sicht würde ich jedem, der psychische Probleme hat, dazu raten, als erstes die Praxis eines Psychiaters zu besuchen. Wenn man eine Diagnose und bei Bedarf ein entsprechendes Medikament hat, macht das alles Weitere um einiges leichter.

Psychologen und Psychotherapeuten

Psychologen sind Menschen, die Psychologie studiert haben. Somit handelt es sich bei Psychologen nicht um Ärzte und sie dürfen auch keine Medikamente aufschreiben. Erst durch eine Weiterbildung zum Psychologischen-Psychotherapeuten erhalten Psychologen die Erlaubnis, Menschen zu therapieren.

 

Wenn es sich um einen reinen Psychotherapeuten handelt, dann sind dies meist (Fach-)Ärzte mit einer Weiterbildung.

 

Aufpassen muss man bei dem Begriff "Psychotherapie", denn dieser ist im Gegensatz zu "Psychotherapeut" nicht geschützt. Wer also diesen Begriff verwendet, ist vermutlich ein Heilpraktiker für Psychotherapie. In den meisten Fällen werden die Kosten bei einem solchen Therapeuten nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen.

 

Wer also das Gefühl hat, dass eine Therapie hilfreich sein könnte, ist bei einem Psychologischen-Psychotherapeuten oder einem normalen Psychotherapeuten sicher in guten Händen. Wie bei jedem Therapeuten entscheidet natürlich die Therapieform, die Sympathie und das Vertrauen über den Erfolg der Therapie. Einen Heilpraktiker für Psychotherapie kann ich an dieser Stelle leider nicht unbedingt weiterempfehlen, denn die Kosten sind ohne Erstattung doch sehr hoch.

Hilfen

Beratungsstellen und Sozialverbände

Sozialpsychiatrischer Dienst

Der Sozialpsychiatrische Dienst ist eine Beratungsstelle für alle Menschen, die psychische Probleme haben. Soweit ich informiert bin, gibt es Beratungsstellen in jedem Landkreis, meist angebunden an das Gesundheitsamt, oder es handelt sich um ein Angebot der Caritas. Diese Beratung fällt unter die Schweigepflicht und ist immer kostenlos.

 

Super ist diese Beratung für Menschen, die alleine nicht mehr weiter wissen. Psychische Probleme, wie z.B. Angststörungen, können sich je nach Schweregrad gravierend auf das Arbeitsleben (bis hin zum Verlust der Arbeit) und natürlich den Alltag auswirken. Der Sozialpsychiatrische Dienst hilft Menschen, die entsprechenden Hilfen zu erhalten, die nötig sind, um die Selbständigkeit aufrecht zu erhalten. Dazu gehört die Beratung zu möglichen Hilfen und Unterstützung beim Ausfüllen entsprechender Anträge. Zusätzlich führen sie Telefonate und treiben alles schnellstmöglich voran, was gerade für Sozialphobiker, die Probleme beim Telefonieren haben, ein echter Segen sein kann. Außerdem finden natürlich auch Gespräche statt, die gerade in schweren Zeiten besonders wertvoll sind.

 

Das Hauptaugenmerk des Sozialpsychiatrischen Dienstes liegt auf der Wiedereingliederung von Menschen mit psychischen Problemen, sowohl im Privat- als auch im Arbeitsbereich.

Sozialverband VDK

"Ob Rente, Gesundheit und Pflege, Teilhabe und Behinderung, Leben im Alter oder soziale Sicherung: Der Sozialverband VdK ist für seine Mitglieder ein kompetenter Ratgeber und Helfer in allen sozialrechtlichen Belangen."

 

Der VDK ist mit 1,8 Millionen Mitgliedern der größte Sozialverband Deutschlands. Mitglied werden kann jeder. Die Kosten der Mitgliedschaft betragen aktuell 6 Euro monatlich. Im Gegenzug bietet der VDK umfangreiche Beratung, Hilfe bei Anträgen und auch rechtliche Unterstützung durch VDK-Rechtsanwälte. Nötig werden kann eine rechtliche Untersützung durch den VDK, wenn z.B. Anträge abgelehnt werden oder eine falsche Einschätzung der Gesundheitlichen Situation durch öffentliche Stellen erfolgt ist.

Betreuung & Pflege

Ambulante psychiatrische pflege

Die Ambulante Psychiatrische Pflege (APP) (auch: Häusliche Psychiatrische Krankenpflege) kann Menschen mit bestimmten psychischen Erkrankungen verordnet werden, die nicht mehr stationär versorgt werden müssen, bei denen aber eine Behandlung nur durch Medikamente alleine nicht ausreichend ist. Voraussetzung zur Kostenübernahme durch die Krankenversicherung ist, dass der Patient seinen Lebensalltag erkrankungsbedingt nicht mehr bewältigt, aber über eine ausreichende Behandlungsfähigkeit verfügt, und die Erkrankung durch die psychiatrische Pflege positiv beeinflusst werden kann.

 

Die Ambulante Psychiatrische Pflege kann von Ärzten verordnet werden, sofern eine der folgenden Diagnosen vorliegt:

  • Generalisierte Angststörung
  • Panikstörung (auch wenn sie auf sozialen Phobien beruht)
  • Depressionen (unter bestimmten Vorraussetzungen)

Ob ein Anspruch besteht, erfährt man in der Regel beim Haus- oder Facharzt.

Ambulant Betreutes Wohnen

Betreutes Wohnen ist ein Begriff, den fast jeder schon einmal gehört hat. Wohingegen kaum jemand weiß, dass dieses Angebot nicht nur für Senioren und körperlich beeinträchtige Menschen gilt, sondern auch für psychisch Erkrankte. Auch dass es auch ein entsprechendes ambulantes Angebot gibt wissen nur wenige.

 

Beim Ambulant Betreuten Wohnen bekommt man Unterstützung im gewohnten Umfeld. Diese Unterstützung bieten ausgebildete Sozialpädagogen, die in erster Linie zum Erkrankten nach Hause kommen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei darauf, die Selbständigkeit wiederherzustellen und intensiv zu unterstützen. Anders als bei der Ambulant Psychiatrischen Pflege gibt es hier auch die Möglichkeit außerhalb des gewohnten Umfeldes zu üben, denn auch begleitende Tätigkeiten gehören zum Ambulant Betreuten Wohnen. Besonders hilfreich ist das natürlich für Menschen mit einer sozialen Phobie, Agoraphobie oder einer generalisierten Angststörung, denn hier liegt das Problem doch oftmals im Außenbereich.

 

Um das Ambulant Betreute Wohnen in Anspruch nehmen zu können, muss beim örtlichen Sozialhilfeträger ein Antrag auf Kostenübernahme gestellt werden. Da dieser Antrag doch recht umfangreich ist, empfehle ich dafür die Unterstützung vom Sozialpsychiatrischen Dienst. Nachdem der Antrag gestellt wurde, dauert es einige Monate, bis man zu einer Begutachtung eingeladen wird. Bei diesem Termin wird dann auch festgestellt, in welchem Rahmen die Hilfe gewährt wird. Das höchste Maß sind 10 Stunden in der Woche bei freier Einteilung in Absprache mit der betreuenden Kraft vom Ambulant Betreuten Wohnen.

Leistungen

Antrag auf feststellung einer Behinderung

Wer den Begriff "Behindert" hört, der denkt dabei meist zuerst an Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen. Fakt ist allerdings, dass auch seelische Erkrankungen, wie Angststörungen, eine große Behinderung des Alltags darstellen können. Aus diesem Grund haben auch Menschen, die unter einer Angststörung leiden, die Möglichkeit beim Versorgungsamt einen Antrag auf Feststellung einer Behinderung zu stellen. Die Bedingung ist dabei lediglich, dass die Erkrankung bereits ein halbes Jahr besteht.

 

Der Antrag kann in vielen Fällen Online ausgefüllt werden. Beim Ausfüllen des Antrags werden auch gleich Angaben zu behandelnden Ärzten gemacht und daraufhin werden alle Arztbriefe durch das Versorgungsamt bei den entsprechenden Ärzten angefordert. Sofern nach Prüfung ein Grad von 50 oder mehr erreicht wird, bekommt der Antragsteller einen Schwerbehindertenausweis ausgestellt. Dieser bringt auch für Menschen mit Angststörungen einige Vorteile.

 

Unter anderem bringt ein GdB von mindestens 50 folgende Vorteile:

  • Steuervorteile
  • Eingliederungshilfe (z.B. Reha und Maßnahmen zum erstmaligen oder weiteren Erhalt eines Arbeitsplatzes)
  • 5 zusätzliche Urlaubstage im Jahr für Berufstätige
  • Besonderer Kündigungsschutz
  • Bevorzugte Bearbeitung bei Behörden

 

Ich selbst besitze durch meine generalisierte Angststörung und Depression einen GdB von 50 und somit einen Schwerbehindertenausweis. Inzwischen habe ich gelernt, dass es keinen Grund gibt sich für eine Erkrankung zu schämen, egal ob körperlich oder psychisch. Und auch wenn es mir am Anfang wirklich schwer gefallen ist, kann ich mich heute ganz gut mit dem Begriff "Schwerbehindert" identifizieren.

Antrag auf Pflegeleistungen

Wer durch seine Angst so stark eingeschränkt ist, dass eine Betreuung und/oder Pflege durch Personen im privaten Bereich nötig ist, hat seit dem 01.01.2017 Anspruch auf Pflegeleistungen. Für Menschen mit einer Angststörung kommen dabei hauptsächlich Geldleistungen in Frage. Nach Antragstellung wird ein Gutachter vom MDK damit beauftragt, den Pflegeaufwand einzuschätzen. Dafür kommt der Gutachten vom MDK nach Terminabsprache direkt zum Erkrankten nach Hause. Die Bewertung erfolgt nach 6 Modulen, wobei nur das Modul mit der höchsten Punktanzahl später gewertet wird. Je nach Punkteanzahl bekommt man dann einen Pflegegrad (früher Pflegestufe). Pflegegrad 1 ist der niedrigste Grad der vergeben werden kann und dieser beinhaltet kein Pflegegeld. Erst ab Pflegegrad 2 gibt es monatlich 316€ Pflegegeld. Dieses Geld ist nicht zweckgebunden, somit steht dem Pflegebedürftigen frei, wofür er es verwendet.

 

Jeder Mensch ist durch seine Krankenkasse ebenfalls Pflegeversichert. Somit wird der Antrag bei der Krankenkasse bzw. die dazugehörige Pflegekasse gestellt.

 

Um im Vorfeld einen Überblick darüber zu haben, welche Fragen man bei einem MDK Gutachten ungefähr gestellt bekommt und welchen Pflegegrad man vorraussichtlich erhält, empfehle ich an dieser Stelle einen Pflegegradrechner.

Solltet ihr weitere Fragen zu diesem Thema haben, dürft ihr mir gerne eine Mail an angsthaeschenblog@gmail.com schreiben. Außerdem bin ich natürlich auch dankbar für jeden Hinweis zu weiteren Hilfen & Leistungen für Menschen mit einer Angststörung.